2 | Verschlusszeit und Licht
Hast du deine Kamera wieder neben dir liegen? Wunderbar! Dann schauen wir uns jetzt mal an, was die Verschlusszeit mit dem Licht zu tun hat. Und anschließend setzen wir das Gelernte gleich um.
Nochmal zur Erinnerung:
Es geht darum, ein richtig belichtetes Foto zu machen.
Dafür brauchst du genau die richtige Menge Licht! Und wie viel Licht in die Kamera kommt, bestimmen wir mit der passenden Kombination aus ISO, Blende und Verschlusszeit.
Erstens. Zuerst schauen wir uns an, wie viel Licht wir für unser Foto haben.
Zweitens. Dann entscheidest du dich für den zum Licht passenden ISO-Wert.
Drittens. Im dritten Schritt wählen wir jetzt nicht die Blende, sondern die Verschlusszeit!
Was ist die Verschlusszeit?
Was meinen wir, wenn wir von Verschlusszeit reden?
Erinnern wir uns nochmal kurz, wie das mit der Blende war. Die Blende regelt, wie viel Licht durch das Objektiv in die Kamera kommt. Um genau zu sein: auf den Bildsensor in der Kamera. Im Objektiv gibt es Lamellen, die sich beim Auslösen auseinander- oder zusammenschieben. Je nachdem wie viel Licht du für dein Bild brauchst, schieben sie sich ganz weit zusammen oder nur ein bisschen.
Auch die Verschlusszeit regelt, wieviel Licht auf den Sensor in der Kamera kommt. Genau vor dem Sensor befindet sich ein Verschluss, der sich nur im Moment des Auslösens öffnet. Als Verschlusszeit bzw. Belichtungszeit bezeichnet man die Zeit, in der die Kamera diesen Verschluss offen läßt, damit Licht auf den Sensor in der Kamera fallen kann.
Je nachdem wie schnell sich dieser Verschluss öffnet und schließt, reden wir von einer langsamen bzw. schnellen Verschlusszeit.
Die Verschlusszeit regelt, wie lange Licht auf den Sensor in der Kamera fällt.
Solange der Verschluss geöffnet ist, kann Licht auf den Sensor der Kamera fallen. Ist er geschlossen, kommt kein Licht mehr in die Kamera.
Schließt sich der Verschluss sehr schnell, reden wir von einer kurzen Belichtungszeit bzw. Verschlusszeit. Schließt er sich sehr langsam, von einer langen Belichtungszeit. Bei Nachtaufnahmen bleibt der Verschluss vor dem Sensor mitunter sogar mehrere Sekunden lang geöffnet.
Mechanischer vs. elektronischer Verschluss
Das was ich eben beschrieben habe, nennt man einen mechanischen Verschluss. Diesen findet man in den meisten digitalen Spiegelreflexkameras. Spiegellose Kameras nutzen in der Regel einen elektronischen Verschluss.
Ein elektronischer Verschluss nutzt in der Kamera keine mechanischen Bauteile, die sich bewegen. Es gibt also keinen Verschluss bzw. "Vorhang" vor dem Sucher, der sich öffnet und schließt. Hier wird der Kamerasensor mit dem Auslöser digital ein- und ausgeschaltet, um zu steuern, wie lange Licht auf den Sensor fällt.
Der große Vorteil ist hier, dass man lautlos fotografieren kann. Es gibt kein mechanisches "Scheppern", wie beim mechanischen Verschluss. Außerdem sind mit einem elektronischen Verschluss schnellere Serienbildaufnahmen möglich, die wir uns im nächsten Kapitel genauer anschauen.
Welche Verschlusszeiten gibt es?
Die Verschlusszeit wird zum Beispiel so angegeben: "1/250" Manchmal siehst du auf dem Display oder im Sucher auch nur eine Zahl ("250") oder das Kürzel "1/250 sec" für Englisch seconds, also Sekunden. Denn die Belichtungszeit wird in Sekunden angegeben, oder eher: dem Bruchteil einer Sekunde.
Welche Verschlusszeiten deine Kamera hat, hängt von deinem Modell ab. Für den Familienalltag mit kleinen Kindern interessieren uns vor allem die kurzen bzw. schnellen Belichtungszeiten. Manche Kameras haben als schnellste Verschlusszeit 1/2000 sec, andere wiederum sogar Belichtungszeiten von bis zu 1/8000 sec.
Belichtungen für mehrere Sekunden nennt man Langzeitbelichtungen. Diese sind vor allem für Landschaftsfotografen interessant oder wenn man den Sternenhimmel fotografieren möchte. Auf dem Kamera-Display werden ganze Sekunden in der Regel mit Gänsefüßchen angegeben, zum Beispiel 3'' (= 3 Sekunden). Für solche langen Belichtungszeiten braucht man auf jeden Fall ein Stativ.
Verschlusszeit und Licht
Man nennt die Verschlusszeit auch Belichtungszeit, denn genau wie ISO und Blende regelt sie, wieviel Licht in die Kamera kommt.
Je schneller sich der Verschluss vor dem Sensor in der Kamera öffnet (= kurze bzw. schnelle Belichtungszeit), desto weniger Licht kommt in die Kamera. Je langsamer er sich öffnet, desto mehr Licht fällt auf den Sensor in der Kamera.
Wenn du also zu Hause in der Wohnung fotografierst, wo du nicht viel Tageslicht hast, nimmst du eine lange bzw. langsame Verschlusszeit, damit möglichst viel (von dem wenigen vorhandenen Licht) in die Kamera kommt.
Diese Fotos wurden mit einer sehr langsamen Verschlusszeit von 1/60 sec aufgenommen:
Wenn du draußen bei strahlendem Sonnenschein fotografierst, hast du sehr viel Licht und musst aufpassen, dass dein Foto nicht zu hell wird. Deshalb nimmst du hier eine kurze bzw. schnelle Belichtungszeit, damit nicht zu viel Licht in die Kamera kommt.
Diese Fotos habe ich mit einer sehr schnellen Verschlusszeit von 1/8000 sec gemacht:
Wenig Licht = Lange Verschlusszeit | Viel Licht = Kurze Verschlusszeit
Als Grundregel kannst du dir also merken:
Wenn du drinnen fotografierst, nimmst du eine langsame Verschlusszeit.
Und wenn du draußen fotografierst, eine kurze Verschlusszeit.
Natürlich gibt es Abweichungen von dieser Regel. Darauf gehen wir im nächsten Modul noch genauer ein, wenn wir uns den Manuellen Modus anschauen.
Aber in 80% der Fälle trifft diese Regel zu.
Aufgaben zum Üben
AUFGABE # 1
Schaue dir dieses Video-Quiz an. Es werden nacheinander 6 Bilder aus dem Familienalltag eingeblendet.
Frage dich bei jedem Bild:
Würdest du in dieser Lichtsituation eine langsame oder schnelle Verschlusszeit nehmen?
Ist das Kinderfoto drinnen oder draussen entstanden? Mit viel oder mit wenig Licht?
Ein paar Sekunden später wird die Antwort im Bild eingeblendet.
AUFGABE # 2
Jetzt stellst du deine Kamera auf die Zeitautomatik und wählst Blende f/3.5 (siehe 3. Modul - Kapitel 1 "Wie du die passende Blende einstellst"). Den ISO-Wert stellst du auf ISO 400 (siehe 2. Modul - Kapitel 3 "Welchen ISO-Wert für welches Licht").
Dann schaust du durch den Sucher und fokussierst einmal auf ein dunkles Fotomotiv (zum Beispiel ein dunkles Kissen oder eine dunkle Ecke im Zimmer) und dann auf ein helles Fotomotiv (zum Beispiel ein Fenster oder eine Lampe).
Dabei kannst du unten im Sucher sehen, wie sich die Verschlusszeit je nach Lichtsituation verändert.
Die Kamera wählt automatisch die passende Verschlusszeit: Bei einem dunklen Fotomotiv eine langsame Verschlusszeit, bei einem hellen Fotomotiv eine schnelle Verschlusszeit.
Probiere das mal mit verschiedenen hellen und dunklen Fotomotiven aus!
Siehst du, wie sich die Belichtungszeit verändert?
Mit dieser Übung bekommst du ein Gefühl dafür, in welchen Lichtsituationen man welche Verschlusszeiten benutzt: Bei wenig Licht eine langsame Verschlusszeit und bei viel Licht eine kurze Verschlusszeit.